Warum Hochwasserschutz und Aufwertung

In der Schweiz sind einst viele Fliessgewässer entsprechend dem damaligen Zeitgeist und Stand der Technik kanalisiert, begradigt und hart befestigt worden. Das gilt auch für die Dünnern im Gäu. Die Korrektion hat über lange Zeit die gesteckten Ziele, insbesondere den Schutz der Kulturlandflächen vor Überflutung, erfüllt. Heute sind die Verbauungen jedoch instabil und baufällig. Zwar könnten diese Probleme durch wiederkehrende technische Massnahmen behoben werden. Doch beim Wasserbau geht es heutzutage nicht mehr allein darum, ein Gewässer zu «bändigen». Zeitgemässer Wasserbau nimmt Rücksicht auf alle Funktionen eines Gewässers und versucht sie, wo immer es geht, zu stärken oder wiederherzustellen.

Grosse Hochwasserrisiken

Die intensive Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung im Gäu hat das potenzielle Schadenausmass bei einem möglichen Hochwasser der Dünnern in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht. Diese Entwicklung geht aus heutiger Sicht weiter. Die Kosten für die Schadensbehebung im Ereignisfall wären enorm und übersteigen die Kosten für den Hochwasserschutz bei weitem. Kanton und Gemeinden sind deshalb verpflichtet, vorsorglich zeitgemässe Hochwasserschutzmassnahmen zu ergreifen.

Bei einem Starkregenereignis muss zwischen Oensingen und Olten mit grossflächigen Wasseraustritten gerechnet werden. Das Schadensausmass beträgt gemäss der vom Bund vorgegebenen Berechnungsmethode für ein HQ100 rund 680 Mio. Franken. Durch Hochwasserereignisse besonders gefährdet sind Industrie- und Gewerbegebäude:

Diagramm: Durch Hochwasserereignisse besonders gefährdete Infrastrukturen (Gebäudeschäden)
Durch Hochwasserereignisse besonders gefährdete Infrastrukturen

Kanalisiertes Gerinne

Gemäss heutigen Gewässerschutzvorgaben muss im Zuge von Hochwasserschutzmassnahmen der natürliche Gewässerverlauf möglichst wiederhergestellt werden. In der kanalisierten Dünnern bestehen markante Defizite in Sachen Dynamik, Strukturen, Vernetzung und Geschiebehaushalt. Deshalb sollen neben dem prioritären Hochwasserschutz auch gewässertypische Prozesse und vielfältige Lebensräume mit ihrer Flora und Fauna gefördert werden.

Eintöniges, kanalisiertes Dünnerngerinne

Ungenutztes Potenzial für Erholung

Die Dünnern weist heute kaum einen Bezug zum Umland auf. Trotz einem reichen Wegangebot wird das Gewässer nicht wahrgenommen; es bestehen nur wenige Zugänge zum Wasser. Das Potenzial als Lebensader, Erholungsraum und natürliche Attraktion für Siedlungsentwicklungen ist ungenutzt.